Tracking: So werden Sie getrackt: 10 Techniken jenseits von Cookies | Stiftung Warentest

2023-02-28 13:42:09 By : Ms. Cherry Wang

Cookies kennt fast jeder. Doch welche weiteren Methoden setzen Firmen ein, um Menschen on- und offline zu tracken? Und belauschen sie uns per Handy? test.de klärt auf.

Im Anfang war der Cookie. Diese klassische Methode der Über­wachung im Internet ist vielen Menschen ein Begriff: Beim Besuch von Websites werden unbe­merkt kleine Dateien auf dem Rechner abge­legt, die beim nächsten Aufruf der jeweiligen Seite dafür sorgen, dass die Nutzerin oder der Nutzer wieder­erkannt wird. Da Cookies immer stärker politisch reguliert wurden, kamen Alternativen wie das Fingerprinting auf: Hierbei wird der Surfer anhand von Hard- und Software-Merkmalen seines Geräts identifiziert – etwa über die Display­auflösung, den freien Speicher­platz und den Geräte­namen.

Von anderen Techniken wie Audio Beacons, Voice Printing oder Bluetooth-Tracking haben bislang jedoch nur die wenigsten gehört. Wir erklären zehn solcher Methoden, die Firmen einsetzen können, um im Netz oder im realen Leben Daten über Menschen zu sammeln. Und zum Schluss gehen wir noch auf eine immer wieder­kehrende Frage ein: „Hört mich mein Handy ab?“

Tipp: Wie Sie sich vor Tracking im Internet schützen, lesen Sie in unserem Special „Privatsphäre im Netz“ und in unserem Buch „Spurlos im Internet“.

Audio Beacons sind für Menschen meist unhör­bare Schall­signale, mit denen Nutzer über mehrere Geräte hinweg getrackt werden können. Ein Beispiel: Eine Supermarkt­kette schaltet TV-Werbespots, die versteckte Tonsignale enthalten. Der Fernseher strahlt sie während des Spots aus – der Nutzer kann sie nicht wahr­nehmen, sein Handy hingegen schon. Befindet er sich ein paar Tage später in der Nähe einer Filiale derselben Kette, werden ihm auf dem Handy Werbeanzeigen des Supermarkts einge­blendet.

Nicht nur Computer und Handys sammeln Daten, sondern auch das „Internet der Dinge“ – also mit dem Internet verbundene Geräte wie Fernseher, WLan-Boxen mit Sprach­assistent, smarte Türklingeln, Staubsauger-Roboter, Smartwatches, vernetztes Spielzeug, Sex Toys oder Herz­schritt­macher. Je nach Gerät kann es sich dabei um Suchanfragen, biome­trische Daten (Sprach­eingaben, Finger­abdrücke, Iris-Scans), Gesund­heits­daten, Fotos und Videos sowie um Informationen zum Film- und Musik­geschmack oder den sexuellen Präferenzen handeln.

Websites und Programme können so gestaltet werden, dass sie alle Mausbewegungen, Klicks und Tastatur­anschläge erfassen. Das ermöglicht den Anbietern, extrem detailliert zu analysieren, wie ihre Platt­form genutzt wird, bei welchen Inhalten Nutzer verweilen und welche sie über­springen. Solche Techniken könnten aber auch von Unternehmen einge­setzt werden, um ihre Angestellten bei der Arbeit zu überwachen – oder von Kriminellen, die Pass­wörter abfischen wollen.

Da der Einsatz von Cookies und anderen Webtracking-Technologien immer weiter reguliert wird, setzen viele Portale inzwischen auf eine denk­bar einfache Art der Nutzer­verfolgung: Sie geben die Informationen ihrer Websites und Apps nur für einge­loggte Nutzer frei. Viele Platt­formen bieten auch sogenannte Single-Sign-on-Lösungen an: Besucher können sich über ihr Google-, Apple- oder Facebook-Konto anmelden. Dadurch erhalten neben dem jeweiligen Website- oder App-Betreiber auch die Internet-Giganten Daten über das Nutzer­verhalten.

Der Stand­ort eines Handys wird oft über GPS ermittelt, also die globale Positions­bestimmung per Satellit. Doch die Nahfunk­technik Bluetooth ist in vielen Fällen präziser – daher auch die Vielzahl an Bluetooth-Trackern zum Finden verloren­gegangener Gegen­stände. Manche Geschäfte setzen Bluetooth-Tracking ein, um die Laufwege und das Einkaufs­verhalten ihrer Kund­schaft zu erforschen und zielge­richtete Werbung einblenden zu können. Damit das klappt, müssen die Kunden oft eine App des jeweiligen Anbieters installieren – die Märkte schaffen dazu Anreize, etwa mit Rabatten oder Sonder­angeboten für App-Nutzer.

Google will den Einsatz von Cookies im Browser Chrome deutlich reduzieren und auf andere Tracking-Techniken umsteigen. Der aktuell prominenteste Ansatz heißt Topics: Dabei geht es darum, Nutzern aufgrund ihrer Surf­historie bestimmte Interessen zuzu­ordnen. Anbieter können diese Interes­senprofile dann abrufen und passende Werbung einblenden. Wichtigster Unterschied zur bisherigen Nutzer­verfolgung: Das Sammeln der Daten soll primär lokal, also auf dem Handy oder Computer des jeweiligen Nutzers geschehen – nicht auf Servern von Firmen.

Über­wachungs­kameras sind nichts Neues: Neben staatlichen Stellen setzen auch viele Geschäfte sie ein. Immer mehr Kameras verwenden dabei aber Algorithmen zur Gesichts­erkennung. Dadurch – und durch gezieltes, mitunter illegales Downloaden von Gesichts­fotos aus dem Internet – wachsen nach und nach Foto- und Video-Daten­banken an, mit denen sich viele Aktivitäten eines Individuums nach­voll­ziehen lassen. Die mit der Corona-Pandemie auftauchenden Gesichts­masken stellten zunächst eine Heraus­forderung für die Algorithmen dar – inzwischen haben die Masken dazu beigetragen, die Algorithmen noch effektiver zu machen.

Per Finger­abdruck oder Iris-Scan können wir schon lange Handys entsperren oder Accounts öffnen. Bald sollen Geräte und Dienste uns auch an unserer Stimme erkennen können – einem weiteren biome­trischen Merkmal. Für dieses sogenannte „Voice Printing“ sind aber noch einige recht­liche und tech­nische Probleme zu lösen: Wer darf unter welchen Umständen Sprach­aufnahmen anfertigen? Und wie lassen sich Fälschungen und Imitations­versuche heraus­filtern?

Jedes Handy und jeder Computer hat diverse Identifikations­nummern, anhand derer es sich wieder­erkennen lässt. Zu den am häufigsten ausgelesenen IDs zählt die sogenannte Werbe-ID: Bei Android-Handys heißt sie „Ad-ID“, bei iPhones IDFA. Zwar können Nutzer sie mit etwas Aufwand zurück­setzen oder löschen (Android) oder vor App-Anbietern verbergen (iOS). Aber gerade deshalb versuchen viele App- und Website-Betreiber, Personen anhand anderer Geräte-IDs oder alternativer Tracking-Techniken wie Fingerprinting zu identifizieren.

Zählpixel sind oft unsicht­bare oder gut versteckte Grafiken – zum Beispiel ein einzelner weißer Pixel auf weißem Hintergrund. Wird die Grafik geladen, weiß der Betreiber, dass jemand seine Seite aufgerufen oder seine Mail gelesen hat. Welcher Nutzer das war, lässt sich häufig anhand von Geräte­daten ermitteln.

Eben noch hat man mit der besten Freundin über die geplante Reise auf die Kanaren geplaudert – und schon ploppen beim Surfen Werbeanzeigen für Flüge nach Gran Canaria oder Hotels auf Teneriffa auf. Hat das Handy etwa heimlich mitgehört? Theoretisch wäre das möglich, schließ­lich sind viele Apps in der Lage, das Mikrofon zu akti­vieren und menschliche Sprache zu verstehen. Mit sehr viel Aufwand könnte es sogar funk­tionieren, Menschen ganz ohne Mikro zu „belauschen“ – und zwar allein mit Daten von Bewegungs-Sensoren des Handys.

Nach­forschungen von wissenschaftlichen Institutionen, Verbraucher­schutz-Organisationen und Medien haben bislang jedoch trotz intensiven Bemühens keine Hinweise gefunden, dass Smartphones als Spionagegeräte miss­braucht werden. Für die gespens­tisch gut passenden Werbeein­blendungen gibt es in vielen Fällen ganz banale Erklärungen:

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